St. Galler Tagblatt vom 12. September 2022

«Ammanns Jugendstreich»: Dem puren Klangrausch anheimgefallen | St. Galler Tagblatt vom 12.9.22

Am Freitagabend startete der diesjährige «Ammanns Jugendstreich» mit einem musikalischen Feuerwerk, das vom Boogie-Woogie-Piano-Duo Chris und Mike gezündet und vom Toggenburger Sänger Remo Forrer veredelt wurde.

Bericht von Christof Lampart, St. Galler Tagblatt vom 12.9.22

An was es lag, dass der musikalisch sehr abwechslungsreiche Abend nicht ganz so viel Publikum anzog – die Zuschauerränge in der Wattwiler Markthalle wissen deutliche Lücken auf –, kann nur gemutmasst werden. Klar war nach wenigen Stücken jedoch auch, dass die musikalische Affiche einen nicht nur neugierig machte, sondern auch fürs Kommen belohnte.

Bild: Christof Lampart
Die beiden Piano-Entertainer Chris und Mike unterhielten gemeinsam mit dem Hemberger Sänger Remo Forrer das Publikum in der Wattwiler Markthalle.
Gelungene Synthese von Blues und Pop

Denn das verstärkte Orchester und die Chorsängerinnen und -sänger zeigten unter der musikalischen Leitung von Matthias Ammann eine faszinierende Show mit vielen Stärken, begleiteten sie doch die beiden Stars am Piano Chris und Mike mit gekonnten Einsätzen.
Tatsächlich legte das Orchester einen ebenso poppigen wie auch samtigen Klangteppich aus, auf dem die pianospielenden Brüder ihre Show draufsetzten. Die reinen Boogie-Woogie-Nummern waren selbstredend bemerkenswert und in ihrer Interpretation ganz auf maximale Wirkung angelegt. Ungehemmter Klangrausch, rasante Schnelligkeit und allerlei überraschende Showelemente wie Trockeneis-Fontänen fanden hier zu einem explosiven musikalisch-emotionalen Gemisch zusammen. Wobei die beiden Pianisten neben ihren Fähigkeiten am Klavier auch noch jeweils andere Talente einbrachten.

Während Chris Keller beispielsweise gut den Gesangspart durch ein Elton-John-Medley und etliche weitere Lieder meisterte, überzeugte sein Bruder Mike seinerseits als Mundharmonika-Virtuose und spannte so für die Zuhörerschaft gut nachvollziehbar den musikalischen Bogen von gefühltem Pop zu einem zunehmend archaisch tönenden Blues.

Auf diesen setzte der Hemberger Sänger Remo Forrer noch einen drauf, konnten doch die beiden von ihm vorgetragenen Lieder «Unchain My Heart» und «How Can A Poor Man Stand» quasi als Synthese der beiden Musikstile angesehen und gehört werden.

Talente gefördert und gefordert

Alles in allem war es ein Konzertabend, an dem so schnell keine Langweile aufkam. Manchmal hätte man, aus der Optik des Konzertbesuchers, sich sogar ein bisschen noch mehr Beschränkung aufs Wesentliche, dem reinen Boogie-Woogie, gewünscht.

Bild: Christof Lampart
Mal fetziger Boogie-Woogie, mal sehnsuchtsvolle Pop-Balladen – die diesjährigen Ammanns Jugendstreich-Tage boten auch einem anspruchsvollen Publikum viel musikalische Abwechslung.

Aber bei diesem grossen Setting – es wirkten rund 50 Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger an diesem Abend mit – war es irgendwie verständlich, dass man beim «Jugendstreich» möglichst viele Talente fördern und fordern wollte, indem man ihnen eine Plattform gab. Und das war wiederum gut so.

Denn egal, ob die jungen Menschen nun einen Witz auf der Bühne erzählten oder mit Remo Forrer zusammen ein Duett bei «1, 2, Many» sangen, sie genossen den Auftritt auf den Brettern, die vielen die Welt bedeuten, sichtlich und am Ende auch zu Recht. Das Publikum genoss das schöne Konzert und spendete wiederholt Applaus. Und Letzterer war, das war keine Frage, auf jeden Fall verdient.